Als Ärztin, Krankenschwester oder Pflegende sind Frauen weltweit in unmittelbarem Kontakt mit Covid-19-Patient*innen. Als Marktverkäuferin, Selbstständige oder Fabrikarbeiterin sind sie von Lockdowns und wirtschaftlichen Folgen der Pandemie direkt betroffen. Der global gerechte Zugang zu Impfstoffen und die Öffnung der Patente bei Covid-19 sind daher dringende frauenpolitischen Fragen, um die Pandemie überall einzudämmen. Der Deutsche Frauenrat fordert die Bundesregierung auf, Frauen in der Corona-Krise weltweit zu unterstützen und internationale Lösungen für den internationalen Gesundheitsnotstand zu finden.
Frauen in der ersten Reihe bei der Pandemiebekämpfung
Frauen stellen 70% des weltweiten Personals im Gesundheitssektor, das prioritär geimpft werden soll. Ländergrenzen halten das Virus nicht auf, den Impfschutz schon. Während die Impfkampagnen für Gesundheitspersonal in reichen Ländern bereits begonnen haben, wird es im globalen Süden noch Monate dauern bis Frauen, die direkt mit Corona-Kranken arbeiten, geschützt werden. Schätzungen zufolge werden 9 von 10 Menschen in vielen Ländern des globalen Südens in diesem Jahr keine Impfung erhalten. Das bedeutet, dass die Pandemie im globalen Süden noch länger wüten wird. Auch für uns besteht dadurch die Gefahr immer neuer Mutationen und damit einer Verlängerung der Krise.
Gleichzeitig haben reiche Länder so viel Impfstoffe vorbestellt, dass sie die eigene Bevölkerung mehrfach impfen könnten. Für die ersten zugelassenen Impfstoffe gibt es weltweit noch geringe Produktionskapazitäten. Sollten bald Corona-Medikamente verfügbar sein, wird für sie das Gleiche gelten. Um schnell mehr und günstigeren Impfstoff selbst herzustellen, fordern Schwellen- und Entwicklungsländer eine temporäre Aussetzung der Patente auf Corona-Impfstoffe, Medikamente und weiterer medizinischer Produkte bei Covid-19.
Die Corona-„Shecession“
Ein baldiges Ende der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Einschränkungen weltweit liegt besonders im Interesse der Frauen. Weltweit bekommen Frauen im Schnitt weniger Lohn, haben weniger Erspartes, weniger sichere Jobs und weniger Zugang zu sozialen Sicherungssystemen. Dagegen sind sie häufiger informell und prekär beschäftigt, häufiger in besonders betroffenen Sektoren wie Tourismus oder Gastronomie vertreten, häufiger alleinerziehend und übernehmen einen Großteil der Pflege- und Sorgearbeit. Es ist davon auszugehen, dass sie von den ökonomischen Auswirkungen der Pandemie am stärksten betroffen sind. Schätzungen zufolge verlieren weibliche Beschäftigte 1,8 mal häufiger ihren Arbeitsplatz durch Corona. International wird deshalb von der „Shecession“, also einer weiblichen Rezession gesprochen.
Gleichstellung in Gefahr
Gleichstellungspolitische Errungenschaften der letzten Jahrzehnte drohen durch die Corona-Pandemie zunichte gemacht zu werden. Dies gilt umso mehr, je länger die Krise anhält. Aus vorherigen Gesundheitskrisen, wie dem Ebola-Ausbruch, wissen wir, dass Frauen länger brauchten, um zurück in den Arbeitsmarkt zu kommen. Daneben stieg die Müttersterblichkeit in von Ebola betroffenen Ländern. In Sierra Leone starben mehr Frauen an Geburtskomplikationen als an der Epidemie. Mädchen verpassen nicht nur in der Krise Schulbildung, sondern kehren auch danach häufiger nicht in die Schulen zurück und sind einem höheren Risiko ausgesetzt, verheiratet zu werden. Aus vielen Ländern wird während der Corona-Lockdowns ein Anstieg von Gewalt gegen Frauen berichtet. Zu befürchten ist außerdem, dass Mittel zur Bekämpfung von Covid-19 Frauengesundheits- und anderen gleichstellungspolitischen Programmen entzogen werden.
Frauengesundheit schützen
Der DF fordert: