Paris bewirbt sich für die Olympischen Spiele 2024. Aus diesem Grund wenden sich Mitgliedsverbände der Europäischen Frauenlobby (EWL) an ihre Nationalen Olympischen Komitees. Sie fordern Sanktionen gegen Länder wie Iran und Saudi-Arabien wegen fortgesetzter Diskriminierung ihrer Sportlerinnen.
Post erhalten haben auch die Spitzen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Mona Küppers, Vorsitzende des Deutschen Frauenrats, schickte dem DOSB-Präsidenten, Alfons Hörmann, und anderen DOSB-SpitzenfunktionärInnen folgendes Schreiben:
Berlin, 14. Juli 2017
Sehr geehrter Herr Hörmann,
Paris bewirbt sich für die Olympischen Spiele 2024. Als Mitglied der Europäischen Frauenlobby (EWL), einem Netzwerk von mehr als 2.000 Frauenrechtsorganisationen, unterstützen wir diese Bewerbung grundsätzlich. Denn wir sind der Überzeugung, dass die Olympischen Spiele ein wichtiges Instrument sind, um jungen Menschen unabhängig von ihrem kulturellen und religiösen Hintergrund, Respekt zu lehren für gemeinsame Regeln, die auf universellen Werten beruhen.
Doch werden die universellen Werte der Olympischen Spiele mit Füßen getreten, wenn Iran und Saudi-Arabien die Teilnahme daran weiterhin erlaubt bleibt. Denn diese beiden Länder halten ein Regime der Geschlechter-Apartheid aufrecht, von dem auch ihre Sportlerinnen betroffen sind.
Iran und Saudi-Arabien verbannen Frauen nach wie vor aus ihren Stadien und setzen sich damit über die entsprechenden Aufforderungen internationaler Sport-Institutionen hinweg. Saudi-Arabien verbietet selbst Schülerinnen staatlicher Schulen den Sportunterricht und weigert sich, entsprechende Einrichtungen zu schaffen, die Frauen eine Beteiligung am Sport überhaupt ermöglichen. Iran und Saudi-Arabien legen Athletinnen, die an den Olympischen Spielen teilnehmen, Beschränkungen auf, die den internationalen Regeln und dem Geist der Olympischen Spiele widersprechen.
Aus diesem Grund haben französische und internationale Frauenrechtsgruppen zusammen mit der Bewegung „Let Iranian Women enter their Stadiums“ (Lasst die iranischen Frauen in ihre Stadien) im April diesen Jahres eine Solidaritätskampagne gegen Geschlechter-Apartheid im Sport ins Leben gerufen. Diese Kampagne wird von der Europäischen Frauenlobby und dem Deutschen Frauenrat unterstützt.
Südafrika wurde dreißig Jahre lang die Teilnahme an den Olympischen Spielen wegen seiner rassistischen Apartheid-Politik verwehrt. Geschlechter-Apartheid muss mit der gleichen Härte verurteilt werden, vor allem, wenn die Spiele in Europa ausgetragen werden. Denn wer über diesen Bruch mit den Olympischen Prinzipien hinweggeschaut, bringt zum Ausdruck, dass Geschlechterdiskriminierung ein weniger gravierender Regelverstoß ist als Rassendiskriminierung.
Der Deutsche Frauenrat setzt auf Ihre Überstützung, daher sehen wir Ihrer Antwort mit großem Interesse entgegen.
Zu Ihrer weiteren Information finden Sie beiliegend die Broschüre Sports Boykott of Countries Enforcing Sexual Apartheid in Sports.
Mit freundlichen Grüßen
Mona Küppers
Vorsitzende