Wie können Frauen wirtschaftlich gestärkt werden? Dieser Frage widmeten sich beim W-20 Summit in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, IWF-Chefin Christine Lagarde, Chrystia Freeland, Außenministerin von Kanada, Königin Maxima aus den Niederlanden, Anne Finucane, stellvertretende Vorsitzende der Bank of America und Politik-Beraterin Ivanka Trump nicht nur einige der wohl einflussreichsten Frauen der Welt.
Die gesamte 2-tägige Konferenz mit über 300 Teilnehmerinnen dreht sich darum, wie die wirtschaftliche Stärkung und gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in den Verhandlungsprozess der G20-Staaten Eingang finden kann.
In ihrer Eröffnungsrede betonte die Vorsitzende des Deutschen Frauenrats, Mona Küppers, dass die W20 das Rad nicht neu erfinden wolle. Vielmehr gehe es darum, internationale Vereinbarungen zur Gleichberechtigung endlich auch in die bislang geschlechterblinde G20 einzubringen. „Wir wollen mit der W20 ins Herz der G20 vordringen“, so Küppers. Dafür müsse sichergestellt werden, dass Frauen die gleichen Rechte wie Männer erhalten und die Stimmen von Frauen auch dort gehört werden, wo dies bislang nicht der Fall war. „Die W20 muss auf die Tagesordnung der G20.“
Schwesig: Verteilungsfrage auch auf der Ausgabenseite stellen
Frauenministerin Manuela Schwesig betonte, dass es sich bei der Steigerung der Erwerbsbeteiligung von Frauen nicht nur um Arbeit gehe, sondern um „qualifizierte und existenzsichernde Arbeit“. Als ein probates Mittel zur Umsetzung von mehr Geschlechtergerechtigkeit sieht Schwesig das Gender Budgeting, das die Frage danach stellt, was von den gesamten Ausgaben eines Staates tatsächlich bei den Frauen ankommt: „Wir müssen die Verteilungsfrage auch auf der Ausgabenseite stellen“, so Schwesig, dafür müsse endlich auch die Finanz- und Haushaltspolitik geändert werden.
Bundeskanzlerin Angela Merkel dankte dem Deutschen Frauenrat und dem Verband deutscher Unternehmerinnen für die Organisation des W20. Es sei sehr wichtig, die G20 nicht nur Männern zu überlassen, sondern die Zivilgesellschaft einzubeziehen und die Frauenförderung voranzubringen. Sie selbst, so die Kanzlerin, sei zunächst auch gegen Quoten gewesen, ihre Einstellung dazu habe sich inzwischen aber geändert. Jahrelang habe sie die Unternehmen angebettelt, Frauen in die Aufsichtsräte zu bringen. Nun hätten sie sich das Quotengesetz durch Nichtstun verdient.
Ein wichtiger Punkt der W20 ist es, Frauen weltweit den Zugang zu Kapital zu erleichtern. IWF-Chefin Lagarde betonte, dass die finanzielle Stärkung von Frauen das Ungleichgewicht reduziere, wirtschaftliches Wachstum stärke und somit auch zu mehr Jobs führe. Die Bundeskanzlerin brachte in diesem Zusammenhang das Gespräch auf eine Idee, die sie im Vorfeld mit Ivanka Trump erörtert hatte: Merkel warb für einen internationalen Fond der zunächst von unterschiedlichen Nationen aber auch privaten Geldgebern gefüllt und als Kapitalstock der Weltbank übergeben werden solle. Dort könnten dann Frauen aus Entwicklungsländern Mikrokredite beantragen, um sich selbstständig zu machen. Die Idee fand viel Unterstützung in der Runde. Unternehmerin Nicola Leibinger-Kammüller, Vorstandsvorsitzende der Firma Trumpf, erklärte sich spontan bereit, Gelder aus dem privaten Sektor für den Fond zu sammeln. Nun muss der Vorschlag noch mit den G20 verhandelt werden.
Die Unternehmerin Juliana Rotich aus Kenia betonte, dass Frauenrechte Menschenrechte seien, die bei jeder politischen Maßnahme mitgedacht werden müssten, um Fortschritte zu erzielen. Sie sehe gerade in Verbindung mit Big Data besonders viel Potenzial für Frauen. Und: „Wir afrikanischen Frauen sind Teil der Lösung“.
Ivanka Trump indes zeigte sich beeindruckt vom dualen Ausbildungssystem in Deutschland und dem Lohntransparenzgesetz. Sie beklagte einen Mangel an MentorInnen für Frauen in der Wirtschaft. Gerade weil Frauen oftmals auf weniger Ressourcen zurückgreifen könnten, seien Unterstützung und RatgeberInnen umso wichtiger für sie.
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