Frauen bilden die Hälfte der Bevölkerung, sind aber im Deutschen Bundestag nur zu rund einem Drittel vertreten – und dies seit Jahrzehnten. Diese andauernde Unterrepräsentanz widerspricht dem demokratischen Grundgedanken und dem Grundgesetz Artikel 3 Abs. 2. „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“.
In den nächsten Monaten soll eine Reform des Wahlrechts beschlossen werden. Es ist zu befürchten, dass die Empfehlungen der dafür eingesetzten Kommission sich auf die notwendige Verkleinerung des Bundestags und die Absenkung des Wahlalters beschränken wird und ihrem Auftrag Empfehlungen zu erarbeiten, wie die gleichberechtigte Repräsentanz von Frauen und Männern auf Kandidatenlisten und im Bundestag zu erreichen ist, nur unzureichend nachkommen wird.
„In der deutschen Geschichte gab es bis heute kein Parlament, in dem Frauen und Männer auch nur annähernd zu gleichen Teilen repräsentiert waren. Ich setze mich für ein Paritätsgesetz ein, weil Demokratie uns alle braucht“, so die Bundestagspräsidentin a.D., Prof. Dr. Rita Süssmuth, die die Kampagne „Parität Jetzt!“ mit initiiert hat.
Zahlreiche Verbände, Vereine, Initiativen und Netzwerke aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen haben sich der bundesweiten Kampagne #paritätjetzt angeschlossen, darunter der Deutsche Frauenrat, der DGB, die Bundesfrauenvertretung im dbb, die Verbände der Berliner Erklärung, die Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler Gleichstellungsbeauftragten oder das Bundesforum Männer.
„Der Mailgenerator auf unserer Webseite ermöglicht es mit ein paar Klicks ein entsprechendes Schreiben zu verfassen und zu versenden“, so Christa Weigl-Schneider, die Präsidentin des Vereins Parité in den Parlamenten aus München, der die Konzeption der Kampagne übernommen hat.
„Frauenverbände und Einzelpersonen haben die ‚vier Mütter des Grundgesetzes‘ mit Waschkörben voller Briefe unterstützt, womit erreicht wurde, dass Artikel 3 Absatz 2 im Grundgesetz verankert wurde: Davon haben wir uns inspirieren lassen“, so Dr. Beate von Miquel, Vorsitzende des Deutschen Frauenrats. „Denn in der aktuellen Diskussion der Wahlrechtskommission und den Vorschlägen der Bundestagsfraktionen wird das Thema bislang völlig unzureichend berücksichtigt“, erläutert von Miquel weiter.
Zum Thema Parität wird die Wahlrechts-Kommission am 29. September und am 13. Oktober 2002 erneut beraten.
Begleitet wird die Kampagne von Aktivitäten in den Sozialen Medien und in der Außenwerbung. Drei Frauen und zwei Männer aus der Mitte der Gesellschaft sind Botschafterinnen und Botschafter der Kampagne und werben mit ihrem Gesicht und einer starken Botschaft für die Parität in Parlamenten. Auch Petra Gerster und Ulrich Wickert unterstützen die Kampagne.
„Wir als Bundesforum Männer unterstützen aktiv das Ziel von Parität in den Parlamenten. Denn Gleichberechtigung ist keine Frauensache, sondern geht uns alle an“, erklärt Thomas Altgeld, Vorsitzende des Bundesforums.
Die Sprecherin der Berliner Erklärung, Monika Schulz-Strelow, verweist schließlich auf die guten Beispiele aus andern europäischen Ländern. „Paritätsgesetze wirken. Das sehen wir am Beispiel unsere Nachbarlandes Frankreich“, so Schulz-Strelow. „Und das können wir auch“.
Weitere Informationen zur Kampagne finden Sie unter: www.paritaetjetzt.de