Themen / Allgemein

„Die vielfältige Expertise im DF ist das Pfund, mit dem wir wuchern müssen.“

Aktuelles | 25. Juni 2021

Vier Fragen, vier Antworten.

Die neue DF-Vorsitzende, Dr. Beate von Miquel, stellt sich vor.

Herzlichen Glückwunsch zur Wahl als neue Vorsitzende des Deutschen Frauenrats! Erzählen Sie uns doch kurz ein bisschen etwas zu sich. Was ist Ihr Hintergrund? Was haben Sie in den letzten Jahren beim Thema Gleichstellung bewegt?

Ich bin Mitglied der EFiD-Delegation im Deutschen Frauenrat, also der Evangelischen Frauen in Deutschland. Besonders verbunden bin ich der Evangelischen Frauenhilfe in Westfalen, dem größten Verband innerhalb der EFiD. Dort bin ich seit 2015 im Vorstand. Wir arbeiten zusammen an der Stärkung von Frauenhäusern, der Altenhilfe und der Anti-Gewalt-Arbeit. Hauptberuflich arbeite ich als Geschäftsführerin des Marie Jahoda Center for International Gender Studies (MAJAC) an der Ruhr-Universität Bochum und leite den Start-up Inkubator Female Academic Entrepreneurs@RUB.

Davor war ich Zentrale Gleichstellungsbeauftragte an der Ruhr-Universität – eine Position, die mich gleichstellungspolitisch sehr geprägt hat. Ich konnte den Anteil von Professorinnen deutlich erhöhen und habe für die geschlechtergerechte Besetzung von Gremien gekämpft. Es war eine erfüllende Zeit.

Welche Themen des DF liegen Ihnen besonders am Herzen, wo wollen Sie in den nächsten Jahren thematische Akzente setzen und wie wollen Sie den Frauenrat voranbringen?

Mein Einstieg in die Arbeit des Deutschen Frauenrats war das Thema „Mehr Frauen in die Parlamente“. Als seine neue Vorsitzende werde ich die Entwicklung der Frauenanteile in den Parlamenten also genau beobachten und entschieden dafür werben, die anstehende Wahlrechtsreform für die Einführung von Parität zu nutzen.

Ich freue mich über die neuen Schwerpunktthemen, die der DF auf seiner Mitgliederversammlung beschlossen hat, denn sie zeigen: Mit Themen wie der Konjunktur- und Investitionspolitik, Klimaschutz, Digitalisierung, Armut und Intersektionalität ist der DF politisch auf der Höhe der Zeit. Eine geschlechtergerechte Zukunft werden wir nur dann erleben, wenn zentrale gesellschaftspolitische Themen um die Geschlechterperspektive ergänzt werden. Sie muss genauso bei der Vergabe staatlicher Gelder wie bei Klimaschutzmaßnahmen oder in der digitalen Transformation von Anfang an eingenommen werden – und bei der Überwindung der Corona-Pandemie sowieso.

Und: Ich arbeite an der Ruhr-Universität Bochum, eine klassische Reformuniversität der 1960er Jahre, und daher ist Bildung für mich ein zentrales Thema. Bildungschancen sind nicht gleich verteilt. Geschlecht, soziale Herkunft, körperliche Behinderungen oder auch ein Migrationshintergrund dürfen nicht zu Stolpersteinen für eine erfolgreiche Schullaufbahn oder eine Universitätskarriere sein.

Im September wählen wir einen neuen Bundestag. Der DF hat sich mit seinen Wahlforderungen an die demokratischen Parteien gewandt und angemahnt, Gleichstellungspolitik zentral in den Wahlprogrammen zu behandeln. Was sind Ihre Erwartungen an eine neue Bundesregierung?

Nach den Rückschritten durch die Corona-Pandemie erwarte ich nicht weniger als einen gleichstellungspolitischen Aufbruch von der neuen Bundesregierung. Die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit, unfaire Bezahlung, ungleiche Repräsentanz in Entscheidungsgremien oder Gewalt gegen Frauen sind in der Krise für Frauen zu Fallstricken geworden. Für diese Probleme muss die neue Bundesregierung endlich Lösungen finden und Gleichstellungspolitik als Querschnittsthema in allen Ressorts zum verbindenden Handlungsprinzip erheben. Der DF hat in seinen Wahlforderungen viele praktische und umsetzbare Maßnahmen präsentiert, die die Gleichstellung entscheidend voranbringen. Eine Rückkehr zum Status Quo vor Corona werden wir nicht akzeptieren. Nur so können Geschlechterungleichheiten in allen gesellschaftlichen Bereichen wirksam überwunden werden.

Zu den großen Stärken des DF zählt die Vielfalt seiner Mitgliedsverbände und die Bandbreite an Themen, die diese einbringen. Welche Rolle spielen für Sie als Vorsitzende die Mitgliedsverbände und wie wollen Sie die Zusammenarbeit gestalten?

Ich stehe noch immer unter dem Eindruck der Debatten auf der Mitgliederversammlung des Deutschen Frauenrats letztes Wochenende. Die Vielfalt der gleichstellungspolitischen Expertise in den mehr als 60 Mitgliedsverbänden ist einfach beeindruckend. Wir haben Expert*innen zu den unterschiedlichsten Themenfeldern. Das ist das Pfund, mit dem wir wuchern müssen. Unsere Fachausschüsse sind ein großartiges Instrument, um aktuelle gleichstellungspolitische Debatten voranzutreiben, Kampagnen und Strategien zu entwickeln. Um dem Anspruch des DF gerecht zu werden, die Interessen von Frauen in allen Lebensbereichen und Lebenslagen zu vertreten, bin ich gespannt auf die Arbeit des neu gewählten Fachausschusses Intersektionalität, der eine innerverbandliche Selbstreflexion vorsieht und in dem hoffentlich Vertreter*innen möglichst vieler Mitgliedsverbände ihre Perspektiven einbringen. Welche Möglichkeiten wir darüber hinaus haben, werden wir in den kommenden Monaten ausloten.

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