Um den digitalen Wandel – gerade in Zeiten rasanter Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) – geschlechtergerecht zu gestalten, bedarf es einer ressortübergreifenden und umfassenden Strategie. Nur so können drohende Rückschritte in der Gleichstellung verhindert und geschlechterpolitische Chancen der Digitalisierung proaktiv genutzt werden.
Zur Bundestagswahl 2025 fordert der Deutsche Frauenrat (DF):
1. Gleichstellung und Digitalisierung strukturell strategisch zusammen denken
Geschlechtergerechte Digitalisierungspolitik muss im Querschnitt aller politischen Themen beachtet und ressortübergreifend in die politische Arbeit der Ressorts integriert werden. Hierzu bedarf es einer angemessenen personellen und finanziellen Ausstattung. Die ressortübergreifende Gleichstellungsstrategie muss mit der Digitalstrategie der Bundesregierung verzahnt werden.
2. Diskriminierungsfreiheit von KI-Anwendungen und Algorithmen gewährleisten
Die Gesetzgebung für KI-Anwendungen und den Einsatz von Algorithmen hat in den vergangenen Jahren Gestalt angenommen. Auf EU-Ebene sind die KI-Verordnung, das Gesetz über digitale Märkte und das Gesetz über Digitale Dienste verabschiedet worden. Bei der Anwendung muss ein besonderes Augenmerk darauf gerichtet werden, dass jegliche Diskriminierung von Frauen auszuschließen ist.
3. Geschlechtsspezifische und queerfeindliche digitale Gewalt effektiv bekämpfen
Hass im Netz hat eine Geschlechterdimension: Frauen werden häufig Zielscheibe von digitaler Gewalt und aus dem Diskurs gedrängt. Der DF fordert die Schaffung eines neuen Straftatbestandes digitale Gewalt, Beweislastererleichterung zugunsten der Betroffenen, einen Ausbau der Beratungs- und Anlaufstellen sowie Schulungen für Polizei, Justiz, Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiter*innen in diesem Bereich.
Es braucht zudem Maßnahmen zur Bekämpfung von Hassrede und queerfeindlicher Gewalt im digitalen Raum. Die Empfehlungen zu geeigneten Maßnahmen, die der Arbeitskreis „Bekämpfung homophober und transfeindlicher Gewalt“ in seinem Evaluationsbericht 2022 vorgestellt hat, müssen umgehend umgesetzt werden.
4. Digitale Bildung in allen Lebensphasen geschlechtergerecht gestalten
Frühkindliche und schulische Bildung, berufliche und akademische Bildung, Weiterbildung und lebenslanges Lernen – in allen Lebensphasen ist Bildung Voraussetzung und Instrument, um den rasanten digitalen Wandel geschlechtergerecht zu gestalten.
Der DF fordert, geschlechtergerechte Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote zum Erwerb von digitalen Kompetenzen – auch in Betrieben – staatlich zu fördern. Digitalisierungsprozesse in Forschung, Lehre, Studium und Verwaltung müssen geschlechtergerecht gestaltet sein und die Entwicklung von geschlechtersensiblen Technologien muss gefördert werden. Programme und Initiativen im außerschulischen Bereich müssen Mädchen und Frauen in der politischen Meinungsbildung und -äußerung im Netz sichtbarer machen.
5. Teilhabe von Frauen in der Digitalbranche verbessern
Frauen sind in der Digitalbranche weiterhin unterrepräsentiert. Geboten ist daher eine, bereits in der Schule beginnende, gezielte Förderung digitaler Kompetenzen von Mädchen sowie die Schaffung von angemessenen Weiterbildungsangeboten für Frauen in der Arbeitswelt. Frauen arbeiten im digitalen Sektor seltener in Führungspositionen und gründen weniger Unternehmen. Es bedarf daher an Hochschulen und Universitäten flächendeckender und frauenspezifischer Beratungsangebote, einem Ausbau bestehender Förderprogramme wie EXIST-Women sowie gezielter Kampagnen mit erfolgreichen Unternehmer*innen in technologischen Zukunftsfeldern und Gründer*innenzentren. Bei den Auswahl- und Förderkriterien für die finanzielle Unterstützung von Start-ups in der Digitalbranche ist die Geschlechterperspektive in den Blick zu nehmen.
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