Der Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu Klimaneutralität wird Leben, Arbeiten, Wohnen und Mobilität grundlegend verändern. Für viele klimapolitische Handlungsfelder liegen Daten vor, die belegen, dass die Klimakrise Geschlechterungleichheiten verstärkt.[i] Diese Ungleichheiten zeigen sich in verschiedenen Ausprägungen, je nach Region, rechtlicher oder gesellschaftlicher Stellung von Frauen. Ursachen sind stereotype Geschlechterrollen, strukturelle Diskriminierungen von Frauen und die damit einhergehende soziale und ökonomische Ungleichheit zwischen den Geschlechtern.
Die Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag grundsätzlich ambitionierte Vereinbarungen getroffen, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens von 2015 und die Ziele für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030 zu erreichen. Bis 2045 sollen Wirtschaft und Gesellschaft treibhausgasneutral werden. Mit dem Ziel der Geschlechtergerechtigkeit werden Umwelt- und Klimapolitik bislang selten verbunden. Dabei legte das Pariser Klimaabkommen die Beseitigung von Geschlechterungleichheiten in der Klimapolitik als grundlegendes Prinzip zur Bewältigung des Klimawandels fest und schreibt vor, dass beim Vorgehen gegen Klimaveränderungen die Gleichstellung der Geschlechter und die Stärkung der Rolle der Frau zu achten, zu fördern und zu berücksichtigen ist.[ii]
Aus Sicht des Deutschen Frauenrats (DF) kann eine wirksame Klimapolitik nur gelingen, wenn sie feministisch ist. Dazu muss sie national und international geschlechtergerecht und geschlechtertransformativ wirken, bestehende Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern von Anfang an mitdenken, Frauen Teilhabe und soziale Sicherung garantieren, die Auswirkungen klimapolitischer Maßnahmen geschlechterkritisch in den Blick nehmen und darauf reagieren. Von der zivilgesellschaftlichen frauenpolitischen Engagement-Gruppe der G7, Women7, wurden diese Forderungen bereits 2022 an die G7 Staaten gestellt.[iii] Jetzt muss das Bewusstsein für das Thema und seine Auswirkungen für Frauen weiter geschärft werden.
Der DF hat 2021 einen Fachausschuss unter dem Arbeitstitel „Klimaschutz geht alle an! Klimaschutz und Geschlechtergerechtigkeit aus Frauenperspektive.“ eingesetzt, um sich mit der feministischen Dimension von Klimapolitik in Deutschland zu befassen. Dazu wurden vier klimapolitische Handlungsfelder des Koalitionsvertrages ausgewählt und exemplarisch gleichstellungspolitisch betrachtet. Damit sollen die Auswirkungen von klimapolitischen Maßnahmen auf die Lebensrealität von Frauen aufgezeigt und politische Handlungsempfehlungen abgeleitet werden. Die gewonnenen Erkenntnisse müssen Eingang in die klimapolitischen Strategien der Bundesregierung finden.
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[i] Für den Globalen Norden: Röhr, Ulrike/ Alber, Gotelind/ Göldner, Lisa (2018): Gendergerechtigkeit als Beitrag zu einer erfolgreichen Klimapolitik: Forschungsreview, Analyse internationaler Vereinbarungen, Portfolioanalyse. UBA-Texte 23/2018, S. 42 f., https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2018-03-15_texte_23-2018_gender-klima.pdf, (Abruf 15.12.2022).
Für den Globalen Süden, u.a.: Seller, Sam (2016): Gender and Climate Change: A Closer Look at Existing Evidence. https://wedo.org/wp-content/uploads/2016/11/GGCA-RP-FINAL.pdf, (Abruf 27.12.2022).; IPCC (2022): Climate Change 2022: Impacts, Adaptation and Vulnerability. Contribution of Working Group II to the Sixth Assessment Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change. Chapter 18, p. 2700.
[ii] Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) (2023): Anpassung an den Klimawandel: Wissen und Erfahrungen von Frauen aktiv nutzen, https://www.bmz.de/de/themen/frauenrechte-und-gender/gender-und-klima, (Abruf 20.4.2023); BMZ (2023): Übereinkommen von Paris 2015, S. 2., https://www.bmz.de/de/service/lexikon/klimaabkommen-von-paris-14602, (Abruf 20.4.2023).
[iii] Deutscher Frauenrat (2022): Women7 Germany 2022, https://www.frauenrat.de/w7-der-frauenpolitische-dialog-zur-g7/, (Abruf 20.3.2023).