Heute wird die Kriminalstatistik zur Partnerschaftsgewalt des Bundeskriminalamts (BKA) veröffentlicht.
Dazu erklärt Dr. Anja Nordmann, Geschäftsführerin des Deutschen Frauenrats:
„Wenn das Zuhause zum größten Sicherheitsrisiko wird, geht das die ganze Gesellschaft an. Die neue Kriminalstatistik zur Partnerschaftsgewalt in 2019 zeigt, dass die häusliche Gewalt zugenommen hat.
Die neuen Zahlen sind vor allem mit Blick auf die Coronakrise alarmierend. Familien und Paare, die in Isolation oder Quarantäne mehr Zeit miteinander verbringen müssen als sonst, die vielleicht auch noch finanzielle Sorgen haben, befinden sich in sehr angespannten Situationen und Aggressionen können zunehmen. Wir befürchten auch im Lockdown-Light eine Verschärfung der Situation für Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind.
Wir brauchen in Deutschland einen bundesweiten, flächendeckenden Zugang zu Schutz für gewaltbetroffene Frauen und deren Kinder. Gewaltschutz für Frauen muss ernst genommen und als Teil der Pandemiepläne berücksichtigt werden. Der DF fordert die Stärkung des Opferschutzes sowie die Qualifizierung von Personen in Justiz und anderen Behörden und Institutionen, die einen geschulten, kompetenten Umgang mit Betroffenen gewährleistet und grundsätzlich Opfer schützt und Täter*innen zur Verantwortung zieht.
Bald drei Jahre nach Inkrafttreten der Istanbul-Konvention fehlen in Deutschland weiterhin ein politisches Konzept, handlungsfähige Institutionen und die notwendigen Ressourcen, um alle Frauen und Mädchen vor Gewalt zu schützen. Hier sind auch die Ministerien für Inneres, Justiz und Bildung gefragt. Für einen umfassenden Schutz vor Gewalt muss die Bundesregierung als Ganze die Gewaltschutz-Konvention zur Priorität machen.“
Der Deutsche Frauenrat begrüßt das Projekt „Nachhaltiges technisches Empowerment von Fachberatungsstellen und Frauenhäusern in der Corona-Pandemie – Hilfesystem 2.0“ des Bundesfrauenministeriums für bessere technische Ausstattung in Frauenhäusern und Fachberatungsstellen, da es durch die Verbesserung und den Ausbau von digitaler Infrastruktur für Betroffene mehr niedrigschwellige Möglichkeit gibt, sich an Beratungen und Frauenhäuser zu wenden.
Wie die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf die Statistik berichten, kamen im vergangenen Jahr 149 Menschen bei häuslicher Gewalt zu Tode, davon 117 Frauen und 32 Männer. Insgesamt stieg die Zahl der Opfer häuslicher Gewalt 2019 an. Sie lag bei 141.792, über 1.000 mehr als im Vorjahr. Die Dunkelziffer im Gewaltbereich ist deutlich höher.