Seit Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) ihre Kandidatur als Kanzlerin bekannt gab, bricht sich in den deutschen Medien eine sexistische Berichterstattung Bahn: Kann, ja darf eine zweifache Mutter Kanzlerin sein? Die mitschwingende Antwort: Vielleicht. Aber mit Sicherheit auf Kosten von Kindern und Familie.
„Das fortwährende Narrativ der naturgegeben fürsorglichen Frau, die zur Rabenmutter wird, wenn sie sich beruflich verwirklichen will, zementiert stereotype Rollenbilder, die sowohl Frauen als auch Männer daran hindern, ihre Lebensentwürfe individuell zu gestalten“, kritisiert Mona Küppers, Vorsitzende des Deutschen Frauenrats.
Während der Familienstatus der männlichen Spitzenkandidaten in Interviews und Artikeln kaum eine Rolle spielt, zeigen die Reaktionen auf Annalena Baerbocks Kandidatur mehr als deutlich: Noch immer werden Frauen sorgende und betreuende Aufgaben ganz selbstverständlich zugeschrieben, deren Vernachlässigung sie moralisch angreifbar macht. Der unterschiedliche Umgang der Medien mit Männern und Frauen mündet im Generalverdacht gegenüber erfolgreichen Frauen und die Anforderung an sie, sich im Gegensatz zu männlichen Kollegen stärker beweisen zu müssen. So sah sich die Politikerin sowohl in Bezug auf ihr Privatleben als auch in Hinblick auf ihre berufliche Kompetenz zu Rechtfertigungen gezwungen, die ihren männlichen Kollegen weitestgehend erspart geblieben sind.
Der DF fordert eine Berichterstattung, die Männer und Frauen gleichbehandelt und die stereotype Rollenbilder abbaut anstatt sie zu zementieren. Erst, wenn Frauen sich nicht mehr für ihr Berufs- und Privatleben sowie deren Vereinbarkeit rechtfertigen müssen, ist der Weg zu gleichen Chancen und Entfaltungsmöglichkeiten geebnet.