Bereits im Herbst 2021 liefen die ersten Vorbereitungen für den anstehenden Vorsitz an: Unter der Leitung von Juliane Rosin, Bereichsleiterin für Internationales im DF, der Koordination von Caroline Ausserer, mit Vera Otterstein (Öffentlichkeitsarbeit) und Melanie Taymour (Assistenz und Finanzen) nahm das Projektteam seine Arbeit auf. Ein nationales Expertinnengremium, der W7 Think Tank wurde gebildet, um die Vorbereitung der internationalen Verhandlungen zu unterstützen und den sogenannten „Zero Draft“ der W7-Forderungen zu entwickeln.
Advisornetzwerk & Konsultationsprozess
Die Ausschreibung für internationale W7 Berater*innen, die sogenannten W7-Advisors, die den W7-Dialog ab Januar 2022 mit ihrer Expertise begleiten, stieß auf großen Widerhall: Insgesamt 64 Vertreter*innen von Frauenrechtsverbänden, und -organisationen aus über 20 Ländern wurden ausgewählt, um den frauenpolitischen W7-Dialog unter deutscher G7-Präsidentschaft zu gestalten.
Gemeinsam entwickeln sie Forderungen zu sechs Schwerpunktthemen: (1) geschlechtergerechte Wege aus der Krise, (2) Wirtschaftliche Gerechtigkeit und Rechte, (3) Klimagerechtigkeit, (4) feministische Außenpolitik und internationale Zusammenarbeit, (5) Bekämpfung geschlechtsbasierter Gewalt und (6) Rechenschaftspflicht der G7. Diese wurden bereits im Rahmen eines W7-Arbeitstreffens im Dezember 2021 mit über 140 Vertreter*innen nationaler Frauenverbände und interessierter Zivilgesellschaft vorab diskutiert.
Im Januar fand die digitale W7-Auftaktveranstaltung mit über 180 Teilnehmer*innen statt. Mit dabei war auch Bundesfrauenministerin Anne Spiegel. Dr. Beate von Miquel, DF- Vorsitzende, eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort: „Die Einbeziehung von feministischen Perspektiven, auch aus dem Globalen Süden, sind entscheidend für die Entwicklung wirksamer Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit. Gleichstellung muss die Grundlage für die G7-Diskussionen und Entscheidungen der G7 sein, um diese Herausforderungen zu bewältigen. Dem muss die Bundesregierung während der deutschen G7-Präsidentschaft klar Rechnung tragen.“
Im Nachgang zum öffentlichen Teil der Eröffnungsveranstaltung trafen sich die über 64 W7-Advisors um die weitere Planung des Dialogprozesses und die Organisation von thematischen Arbeitsgruppen zu vereinbaren. Etwa ein Drittel der Advisors repräsentieren Frauen- und Gleichstellungsorganisationen aus dem Globalen Süden. In einem mehrstufigen Konsultationsprozess wurden die Forderungen an die G7 unter Leitung des DF verhandelt. Parallel dazu organisiert das W7-Team Diskussionsveranstaltungen und Austauschformate, um ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis für die Umsetzung ihrer Forderungen zu mobilisieren. Im April vergrößerte sich das W7-Team um zwei weitere Referentinnen: Madita Standke Erdmann und Laura Gey verantworten seitdem die Advocacy- und Netzwerkarbeit der Women7.
CSW Side Event in New York
Im Rahmen der 66. Sitzung der Frauenrechtskommission der Vereinten Nationen veranstaltete der DF gemeinsam mit der Bundesregierung ein hybrides Side Event, um die Rolle der W7 und das Thema Gleichstellung im Kontext des Klimawandels zu diskutieren. Zuvor war anlässlich des Internationalen Frauentags und einer Festveranstaltung mit der Friedrich-Ebert Stiftung (FES) am 7. März auch eine Social-Media-Kampagne über die verschiedenen Kanäle der W7 gestartet. Bis zum G7-Gipfel sollten den Forderungen der W7 über verschiedene Formate und Aktionen in einer breiten Öffentlichkeit Gehör verschafft werden. In Zusammenarbeit mit der FES hat zudem der gemeinsame Blog „Considering the entire economic picture?“ begonnen, der über das Halbjahr hinweg Meinungsbeiträge und wissenschaftliche Artikel zu den W7-Schwerpunktthemen veröffentlichte.
W7-Gipfel mit Bundeskanzler Scholz
Beim hybriden W7-Gipfel am 24. und 25. Mai trafen sich Vertreter*innen des W7-Netwerks und internationaler Zivilgesellschaft, um mit den G7-Entscheidungsträger*innen zu ihren Forderungen ins Gespräch zu kommen. Unter dem Kampagnen Hashtag #Timetodeliver wurde beim W7-Gipfel auch das Women7 Communiqué an den G7 Präsidenten, Bundeskanzler Olaf Scholz, übergeben. Inwieweit die gleichstellungspolitischen Forderungen der W7 Eingang in die Abschlusserklärung der Staats- und Regierungschef*innen gefunden haben, konnten die W7 einen Monat später in Elmau verfolgen. Denn dort fand in diesem Jahr vom 26.-28. Juni der G7-Gipfel statt. In einer Presse-Erklärung befand Beate von Miquel: „Die G7 ist auf dem richtigen Weg! Wir begrüßen, dass die Staats- und Regierungschef*innen der G7 Staaten zugesagt haben, Gleichstellung aller Geschlechter global voranzubringen. Hier brauchen wir aber konkrete finanzielle Zusagen, messbare Ziele und eine schnelle Umsetzung.“ Gleichzeitig begrüßte sie die Vereinbarungen der G7 Staaten, ihre gleichstellungspolitischen Fortschritte in einem ‚Dashboard‘ festzuhalten und jährlich zu aktualisieren. Dies war eine von Women7 und dem G7 Gender Equality Advsiory Council eingebrachte Forderung, die in der Abschlusserklärung konkret umgesetzt wurde.“ Eine ausführliche Bewertung der Ergebnisse ist hier nachzulesen. In Zusammenarbeit mit der Heinrich Böll Stiftung hat zudem die Podcastreihe „Our Voices, Our Choices“ die Verhandlungen der W7 und G7 mit drei spannenden Beiträgen verfolgt.
Outreach-Event mit Politik und Zivilgesellschaft in Berlin
Auch in der zweiten Jahreshälfte fanden weitere G7-Minister*innentreffen statt. Neben dem Treffen der Stadtentwicklungsminister*innen im September, trafen sich auch die für Gleichstellungsfragen zuständigen Minister*innen im Oktober. Parallel dazu kamen die W7-Advisors erneut zusammen, um ihre Forderungen für eine geschlechtergerechte Welt zu bekräftigen. Nach intensiven Strategie und Evaluation Meetings endete das Treffen mit einer großen Abschlussveranstaltung am 14. Oktober in Berlins ältestem LGBTQI*-Club, SchwuZ. Über 200 Teilnehmer*innen kamen bei der Abendveranstaltung “We are here, we are loud! United against the backlash” zusammen, um zu diskutieren, wie Anti-Gender-Bewegungen entgegengewirkt und eine geschlechtergerechtere Welt erreicht werden kann.
Women7-Handover an Japan
Mit Hilfe der Ergebnisse der Strategie- und Evaluationsmeetings ging es in die letzten Monate der deutschen Präsidentschaft. Auf der Agenda standen dabei weiter der Austausch mit G7 Regierungs- und Staatschef*innen, aber eben auch die Vorbereitung der Übergabe an die nächste W7-Präsidentschaft. Damit ist 2023 Japan betraut. Der kontinuierliche Austausch mit Women7 Japan legte dabei den Grundstein für eine nachhaltige Übergabe von Wissen und Lessons Learned entlang der jährlich wechselnden Präsidentschaften.
Im Januar fand dafür auch eine offizielle Übergabe von W7 Germany an W7 Japan in Tokio statt. Projektleitung Juliane Rosin, Projektkoordinatorin Caroline Ausserer und eine Delegation von W7-Advisors reisten dafür nach Tokio. Auf dem Programm: Arbeits- und Strategiemeeting der japanischen und deutschen Women7-Teams, sowie ein Empfang in der deutschen Botschaft mit Vertreter*innen der G7-Staaten und eine hybride öffentlichen Veranstaltung für Politik und Zivilgesellschaft im Goethe-Institut Tokio.